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Nachfolgeregelung – Strategien, Herausforderungen und Chancen für Unternehmer

  • Autorenbild: businessagent.ch
    businessagent.ch
  • 19. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Businessman mit Tablet und Koffer sitzt auf einer Bank

Die Regelung der Unternehmensnachfolge gehört zu den bedeutendsten unternehmerischen Entscheidungen – und zugleich zu den anspruchsvollsten. Für viele Inhaberinnen und Inhaber eines kleinen oder mittleren Unternehmens (KMU) bedeutet die Nachfolge nicht nur einen wirtschaftlichen und strategischen, sondern auch einen persönlichen Einschnitt. Ob die Nachfolge in wenigen Monaten oder erst in einigen Jahren ansteht: Eine rechtzeitige und fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema ist unerlässlich.


Was bedeutet Nachfolgeregelung?

Unter einer Nachfolgeregelung versteht man den geplanten und strukturierten Übergang der unternehmerischen Verantwortung auf eine neue Person oder Organisation. Ziel ist es, die Kontinuität des Unternehmens zu sichern – sei es innerhalb der Familie, durch das bestehende Management oder durch externe Käufer. Dabei umfasst der Nachfolgeprozess nicht nur rechtliche und finanzielle Fragestellungen, sondern auch emotionale und zwischenmenschliche Aspekte.


Warum die Nachfolge frühzeitig geregelt werden sollte

Laut Studien sind rund 15 % der Schweizer KMU aktiv auf der Suche nach einer geeigneten Nachfolgelösung. Gleichzeitig muss beinahe jedes dritte Unternehmen den Betrieb einstellen, weil keine tragfähige Nachfolge zustande kommt. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie gross die Herausforderungen sind – und wie entscheidend eine frühzeitige Planung ist.


Ein geplanter Nachfolgeprozess kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wer früh beginnt, gewinnt nicht nur zeitlichen Spielraum, sondern kann auch strategische und emotionale Stolpersteine besser bewältigen.


Mögliche Modelle der Unternehmensnachfolge

Es existieren unterschiedliche Modelle zur Unternehmensübergabe – je nach Situation und Zielsetzung:


  • Familieninterne Nachfolge (Family-Buy-Out): Die Unternehmensführung bleibt innerhalb der Familie. Diese Lösung bietet emotionale Kontinuität, erfordert jedoch sorgfältige Vorbereitung und klare Rollendefinitionen.

  • Management-Buy-Out (MBO): Das bestehende Management übernimmt das Unternehmen. Vorteilhaft ist hierbei die interne Kenntnis der Abläufe und Strukturen.

  • Management-Buy-In (MBI): Eine externe Führungsperson oder Investorengruppe übernimmt das Unternehmen. Diese Variante bringt frische Impulse, kann aber mit höheren Integrationsaufwänden verbunden sein.

  • Verkauf an Dritte: Der Verkauf an Konkurrenten oder Investoren kann die attraktivste finanzielle Lösung darstellen, erfordert jedoch eine präzise Bewertung und professionelles Verhandlungsgeschick.

  • Gründung einer Stiftung: In gewissen Fällen kann die Übergabe an eine Unternehmensstiftung eine langfristige Stabilität sicherstellen.


Die Wahl des geeigneten Modells hängt stark von den individuellen Zielen, der Unternehmenssituation sowie den persönlichen Werten und Wünschen der abgebenden Person ab.


Der Nachfolgeprozess: Ein Marathon, kein Sprint

Die Nachfolge ist ein vielschichtiger Prozess, der in mehreren Phasen abläuft. Grob lässt sich der Prozess in folgende Schritte unterteilen:


  1. Analyse und StandortbestimmungKlärung der Ausgangslage: Unternehmenswert, Nachfolgeoptionen, persönliche Zielsetzungen.

  2. StrategieentwicklungWahl des geeigneten Modells, Entwicklung eines Übergabeplans, rechtliche und steuerliche Strukturierung.

  3. Vorbereitung des UnternehmensOptimierung von Prozessen, Digitalisierung, Dokumentation, Sicherung von Know-how, Verbesserung der Unternehmenskennzahlen.

  4. Nachfolgersuche und AuswahlJe nach Modell werden geeignete Nachfolger gesucht, geprüft und ausgewählt.

  5. Verhandlungen und VertragsabschlussKaufverträge, Finanzierungsmodelle, Übergabeformalitäten – in dieser Phase wird der rechtliche Rahmen geschaffen.

  6. Übergabe und IntegrationOperative Übergabe, Onboarding des Nachfolgers, eventuell begleitende Übergangsphase.


Emotionen – der oft unterschätzte Faktor

Während betriebswirtschaftliche und rechtliche Themen meist gut dokumentiert sind, wird die emotionale Komponente der Nachfolgeregelung oft vernachlässigt. Gerade für die scheidenden Unternehmer ist die Übergabe ein tiefgreifender Prozess. Über Jahre hinweg wurde das Unternehmen mit Herzblut aufgebaut, es ist eng mit der eigenen Identität verknüpft. Gedanken an den Rückzug oder an das Leben „danach“ lösen bei vielen Unsicherheiten oder gar Ängste aus.


Ebenso ist die Beziehung zum Nachfolger entscheidend: Vertrauen, gemeinsame Werte und gegenseitiger Respekt sind zentrale Voraussetzungen für eine gelungene Übergabe. Nur wenn auf persönlicher Ebene eine gute Passung gegeben ist, kann der oder die Übergebende mit gutem Gefühl loslassen.


Die Herausforderung der Bewertung

Die Unternehmensbewertung ist ein weiterer sensibler Aspekt der Nachfolgeregelung. Während Käufer auf objektive Zahlen fokussieren, spielen für Verkäufer oft emotionale Faktoren eine Rolle – etwa die Identifikation mit dem Unternehmen oder das Potenzial, das man selbst sieht. Um realistische Preisvorstellungen zu entwickeln, ist eine neutrale und fundierte Bewertung durch unabhängige Experten empfehlenswert. Je nach Fall kann auch mit flexiblen Deal-Strukturen (z. B. Earn-Outs, Share Deal, Asset Deal) eine Brücke zwischen unterschiedlichen Preisvorstellungen gebaut werden.


Stolpersteine und Problemfelder

Nachfolgeprozesse wirken häufig wie ein Katalysator für bereits bestehende Schwächen – sei es strategisch, strukturell oder emotional. Typische Stolpersteine sind:


  • Fehlende finanzielle Transparenz

  • Unzureichende Vorbereitung auf der persönlichen Ebene

  • Abhängigkeit vom Inhaber

  • Unklare Zukunftsstrategie

  • Familiäre Konflikte oder ungeklärte Altersvorsorge


Daher sollte der Nachfolgeprozess immer auch als Gelegenheit zur Standortbestimmung und Optimierung genutzt werden – sowohl für das Unternehmen als auch für die persönliche Lebensplanung.


Lebensplanung nach der Übergabe

Gerade bei langjährigen Unternehmern ist die Frage nach dem „Was kommt danach?“ entscheidend. Viele haben ihr Privatleben zugunsten des Unternehmens zurückgestellt und verfügen über keine konkrete Vorstellung, wie sie ihre neue Freiheit gestalten wollen. Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem nächsten Lebensabschnitt ist daher wichtig. Neue persönliche Ziele, Hobbies, soziales Engagement oder beratende Tätigkeiten können helfen, dem Leben nach dem Unternehmertum neuen Sinn zu geben.


Unterstützung durch Experten

Angesichts der Komplexität und Vielschichtigkeit ist professionelle Unterstützung im Nachfolgeprozess empfehlenswert. Externe Berater bringen nicht nur Erfahrung und fachliches Know-how ein, sondern helfen auch dabei, den Überblick zu behalten, emotionale Themen zu reflektieren und Lösungen zu strukturieren. Sie begleiten nicht nur bei der Suche nach einem Nachfolger, sondern auch bei der Bewertung, rechtlichen Strukturierung, steuerlichen Planung und Vertragsgestaltung.


Fazit: Nachfolgeregelung als Chance

Die Nachfolgeregelung ist kein notwendiges Übel, sondern eine wertvolle Chance – sowohl für den Fortbestand des Unternehmens als auch für den Unternehmer selbst. Wer den Prozess rechtzeitig und professionell angeht, schafft Klarheit, reduziert Risiken und ebnet den Weg für eine erfolgreiche Übergabe. Dabei ist es entscheidend, nicht nur rationale Faktoren zu berücksichtigen, sondern auch emotionale Dimensionen ernst zu nehmen. So wird aus der Unternehmensnachfolge nicht nur ein gelungener Abschluss, sondern auch ein gelungener Neuanfang – für alle Beteiligten. Kontaktieren Sie uns jetzt!

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